Ich freue mich sehr mit zwei Kolleginnen und Schwimmexpertinnen – Anitra Boszotta und Marion Falzeder, Expertinnen sowohl für das Schwimmen lernen als auch für Babys und Kleinkinder – in diesem Blog zusammenzuarbeiten. Anitra und Marion geben hier Einblick in ihre Arbeit, in dem sie die 10 wichtigsten Fragen beantworten, die Eltern über das Schwimmen lernen wissen wollen.
Schwimmen zu können ist lebenswichtig. Je früher es der Mensch erlernt um so sicherer kann er mit Wasser umgehen und desto weniger bedeutet es eine Gefahr für ihn. Schwimmen als Sport hat eine gesundheitsfördernde Bedeutung und kann auch von Leuten ausgeübt werden, die aufgrund eingeschränkter, körperlicher Fähigkeiten, an Land wenig Bewegungen ausführen können.
Babyschwimmen setzt (wenn es von entsprechend ausgebildeten Instruktoren angeleitet wird) das “natürliche Leben des Babys im Wasser“ fort und fördert seine angeborenen Fähigkeiten sich im Wasser zu bewegen. Es bildet, professionell unterrichtet, die Grundlage für das frühe Schwimmvermögen der Kinder und die Voraussetzung für das sichere Verhalten im Wasser. Die Gefahr zu Ertrinken wird bei Babyschwimmern, die sich im Alter von 2 – 3 Jahren schon frei über Wasser halten können, sehr verringert. Gerade im Alter zwischen 2 und 5 Jahren ertrinken weltweit am meisten Kleinkinder. Die einzige wirklich sichere Maßnahme um diese Todesfälle zu verhindern, ist den Kindern vom Babyalter an das Schwimmen bei zu bringen!
Außerdem ermöglicht es den Kindern schon früher mit einem Schwimmtraining (Techniktraining) zu beginnen, weil die Grundlagen, wie z.B. eine gute Wasserlage, gegeben werden.
Nebenbei fördert es das Baby physisch und psychisch und ermöglich es auch andere Sportarten frühzeitig zu beginnen und erfolgreich auszuüben.
Sobald sich das Kind, aufgrund von Babyschwimmunterricht, frei über Wasser hält und eine längere Strecke bewältigt, kann man auch mit dem Erarbeiten einer „richtigen, professionellen“ Schwimmtechnik beginnen. Die Grundlagen dafür werden aber schon vorher, beim Babyschwimmen gelegt.
Um Anweisungen umsetzen zu können müssen die Kinder eine gewisse Reife haben. Das ist meist erst ab 4 Jahren möglich.
Davor können sie aber schon viele wichtige Elemente spielerisch erlernen.
Das hängt von der Wassertemperatur und dem Temperaturempfinden des Babys ab. Mit den ersten Übungen in der warmen Badewanne kann gleich nach der Geburt begonnen werden.
Der professionelle Unterricht ist ab einem Alter von ca. 2,5 – 3 Monaten sinnvoll. Da reicht dann, bei den meisten Babys, auch schon eine Wassertemperatur von 32° aus.
Optimal ist der Beginn vor einem Alter von 6 – 7 Monaten!
Wenn die Eltern viel Zeit mit ihren Babys und Kindern im Wasser verbringen und ihnen richtige Anleitungen geben können (schwimmen in der Rückenlage, tauchen, Selbstrettung), dann ist es auch möglich, dass die Eltern die Kinder früh zum Schwimmen bringen. Meist ist das aber nicht der Fall. Mit kompetenter Anleitung und in Gesellschaft Gleichgesinnter geht es meist leichter.
Der Unterricht sollte auf alle Fälle strukturiert sein und Ziele verfolgen, die im Endeffekt die Sicherheit und Selbständigkeit der Kinder im Wasser verfolgen. Dafür ist aber eine gute Ausbildung der Instruktoren notwendig.
An erster Stelle steht das Wohlfühlen im Wasser, das gilt für jeden – für die Eltern, die Babys, die Kleinkinder und die Instruktoren. Wenn das nicht gegeben ist, dann ist jeder Unterricht sinnlos.. Babys fühlen sich meist wohl, wenn es den Eltern gut geht.
Die schwierige Phase beginnt mit dem Gehenlernen und da ist es manchmal fast unmöglich, dass sich die Kinder im Wasser wohlfühlen, solange sie gerade gehen lernen. Mit vielen Spielen, Liedern und guter Anleitung bringt man aber auch die Kleinkinder wieder dazu.
Tauchen gehört zum Schwimmen und sollte möglichst früh in den Unterricht eingebaut werden, immer unter der Bedingung, dass sich die Eltern und Babys dabei wohlfühlen. Ist das nicht gegeben, dann wird das Kind und die Eltern entsprechend auf das Tauchen vorbereitet, solange bis es keine Probleme dabei gibt.
Gewaltvolles Untertauchen durch eine Person, sollte auf alle Fälle vermieden werden.
Wenn das Kind aus eigenem Antrieb taucht, bzw. in das Wasser springt, dann kann das die Entwicklung im Wasser nur positiv unterstützen. Es sollte aber immer respektiert werden, dass manche Kinder nicht so gerne tauchen. Nach meiner Erfahrung gibt es keine Kinder, die mit dem Babyschwimmen begonnen haben und die nicht spätestens im Alter von 4 Jahren nur mehr unter Wasser sind. Auch wenn sie davor eine zeitlang nicht tauchen wollten. Das sollte man respektieren und als Alternative die Rückenlage anbieten, damit das Kind im Wasser sicher ist.
Zu Beginn des Unterrichts im Wasser, wenn die Babys noch sehr klein sind, muss man in erster Linie die Eltern unterrichten. Das bedeutet, dass man durch die Kompetenz (im Wasser und im Umgang mit den Babys und Eltern) das Vetrauen der Eltern gewinnt und sie somit gut anleiten kann, ihre Babys richtig zu bewegen und zu unterstützen. Dafür ist es notwendig die Entwicklung der Babys und Kinder zu kennen. Man soll unbedingt wissen was man im Wasser erreichen will bzw. kann und den Eltern die Informationen geben, die sie brauchen. D.h. der richtige Umgang mit den „jungen“ Eltern ist zu Beginn am wichtigsten, damit sich Kinder und Eltern im Wasser wohlfühlen. Je älter die Kinder sind, umso wichtiger ist der Umgang mit den Kindern selber, um ihr Vertrauen zu bekommen.
Voraussetzung für eine/n guten Baby- und Kleinkindschwimminstruktor/In ist, dass er/sieden Eltern und Kindern Sicherheit gibt, die Probleme und Ängste der Eltern ernst nimmt und ermöglicht, dass sich alle im Wasser wohlfühlen.
Natürlich ist es auch notwendig die Schwimmtechniken zu kennen und zu wissen worauf es ankommt, weil die Grundlagen der Techniken schon im Kleinkindalter erlernt werden müssen. Aber ein guter Baby- und Kleinkindschwimminstruktor muss kein professioneller Schwimmer sein.
Die ABA-Instuktoren müssen vor Ihrer praktischen Prüfung mindestens 75 betreute Praxisstunden vorweisen. Nach Ablegung von 2 Lehrauftritten und Theorieprüfungen erhalten sie ihr Zertifikat.
Die ABA – Ausbildung ist speziell für Baby- und Kleinkinderschwimmen, bis zu einem Alter von ca. 4 Jahren. In Österreich gibt es einige andere Ausbildungen, die den Unterricht von Kindern ab 4 Jahren abdecken. Dafür ist dann schon mehr Eigenkönnen im Wasser Voraussetzung.
Die ABA-Ausbildung umfasst, 75 Praxissstunden im Wasser, 6 Tage Seminar mit Theorie und Praxis im Wasser, mit Puppen, Babys und Kleinkindern. Dabei werden die Grundfertigkeiten im Wasser, wie Halten in den verschiedenen Lagen, Tauchen, Schwimmhilfen,…unterrichtet und auch mittels Videoanalyse die Praktikanten geschult. Wir legen viel Wert darauf, den richtigen Umgang mit den Eltern und Kindern zu lehren und den Praktikanten ein umfassendes Wissen über die Entwicklung der Babys und Kinder im Wasser zu geben.
Anitra: Vor 24 Jahren begann ich das Babyschwimmen mit meinem zweiten Sohn. Da wir den Sommer über an einem See lebten war es für mich extrem wichtig, dass er so früh wie möglich schwimmen konnte und sicher im Umgang mit Wasser wurde. Die ersten Stunden habe ich bei einer Kollegin aus Polen in Wien gemacht. Danach habe ich meinen Sohn selber unterrichtet und mit 3 Jahren ist er frei im See geschwommen. Als Lehrerin für Bewegung und Sport war ich auch mit meinen Schülerinnen regelmäßig im Eisenstädter Hallenbad und begann im Oktober1995 die ersten Kurse für Babyschwimmen abzuhalten.
In den darauf folgenden Jahren entwickelte ich eine Technik zur Verwendung der Delphinschwimmscheiben, die dazu führte, dass die Kinder in einem Alter von ca. 24 – 36 Monate imstande waren frei zu schwimmen. Aufgrund der Erfolge wurde die Nachfrage immer größer.
Die erste Ausbildung, der ersten österreichischen Babyschwimminstruktorinnen, machte Dr. Ludmilla Rosengren aus Schweden, bei uns in Eisenstadt. Im Sommer 1999 gründetet ich mit einigen, neu ausgebildeten Kolleginnen, die Austrian Babyswim Association mit der Idee, Babyschwimmen in ganz Österreich zu ermöglichen und eine Ausbildung für Instruktoren auf einem hohen Niveau anzubieten.
Im Herbst 2000 haben wir die erste Ausbildung abgehalten. Seit damals wurde diese Ausbildung mehrmals überarbeitet und wird regelmäßig, offen für alle Interessenten aus dem In- und Ausland, angeboten.
Der ABA hat mittlerweile fast 130 Mitglieder, auch größere Vereine, die alle Baby- und Kleinkinderschwimmen in Österreich anbieten. Wir veranstalten Ende März 2017 zum dritten Mal eine internationale Tagung für Baby- und Kleinkinderschwimmen in Aus- oder Fortbildungen. 2011 hat mich Marion Falzeder als Obfrau des ABA abgelöst.
Schwimmen ist nicht nur lebenswichtig, (leider ertrinken noch immer zu viele Kleinkinder und Kinder, weil sie nicht gelernt haben mit dem Wasser umzugehen) es ist auch die erste sportliche Aktivität, die ein Baby- und Kleinkind ausüben kann. Es bildet die Grundlage für jede weitere sportliche Aktivität und somit auch für die Gesundheit und das Wohlergehen der heranwachsenden Kinder.
Außerdem gibt es nur selten Kinder, die das Wasser nicht lieben. Sie müssen aber auch lernen damit richtig und sicher umzugehen, vorallem wenn das Wasser tief und Stehen nicht mehr möglich ist! Gerade dabei fällt es den Eltern schwer oder ist ihnen ummöglich, die Kinder selber zu unterrichten, weil sie zu viele Ängste haben. Diese übertragen sich auf die Kinder.
Im Schwimmunterricht lernen die Kinder mit Spiel, Spaß und Gleichaltrigen den richtigen und lebenswichtigen Umgang mit dem Wasser.
Unter Punkt 7) habe ich schon einen Teil dieser Frage beantwortet. Die wichtigste Fähigkeit für den Unterricht mit Kindern ist der Umgang mit den Kindern und das Verständnis für sie und Kenntnis über ihren Entwicklungsstand.
Sind die Eltern noch dabei, so sollten die Eltern richtig angeleitet werden und dafür muss man ihr Vertrauen gewinnen können. Auch die“Psychologie“ der Eltern spielt in den Unterricht hinein, der spielerisch angeleitet werden muss. Schwimmlehrer, die mit älteren Kindern und Erwachsenen arbeiten, können schon klare Aufgabenstellungen geben, weil diese verstanden werden. Hier liegt auch bei vielen Lehrern ein Problem, die zwar die Technik selber gut beherrschen aber nicht vermitteln können.
Herzlichen Dank an Anitra und Marion für das Teilen ihrer Erfahrungen. Die nächste internationale Konferenz in Österreich wird vom 31. März – 2. April 2017 in Graz staffinden – Schwimmexperten sollten dieses Event nicht versäumen.
Anitra hat ihr Studium „Bewegung und Sport“ an der Universität Wien 1984 abgeschlossen und danach 15 Jahre in einer Schule unterrichtet. Nach der Geburt ihres zweiten Sohnes, 1992, begann sie mit ihm mit dem Babyschwimmen, entwickelte ein großes Interesse daran und eine eigene Technik, die dazu führte, dass ihr Sohn im Alter von 3 Jahren alleine in einem See schwimmen konnte. Ihre Ausbildung bekam sie u.a. von Dr. Ludmilla Rosengren aus Schweden, einer bekannten Persönlichkeit in der „Welt des Babyschwimmens“. 1995 begann sie mit den Babyschwimmkursen im Hallenbad Eisenstadt, die von Anfang an solange weitergeführt wurden, bis die Kleinkinder schwimmen konnten.
Marion unterrichtet Schwimmen seit 20 Jahren. Ihre Schwimmschule Nessie-Verein Wasserspaß in Linz/Österreich bietet seit 16 Jahren Kurse für Babys, Kinder und Erwachsene. Sie hat einen Universitätsabschluss in Soziologie und auch eine Ausbildung zur Cranio-Sakral-Praktikerin.